Komplementärfarben im Webdesign: Wie Kontraste den Unterschied machen
Die Farbkombination ist im professionellen Webdesign kein Zufall – hinter einer stimmigen Gestaltung steckt oft ein durchdachtes Konzept. Besonders wirkungsvoll zeigen sich dabei Komplementärfarben. Sie erzeugen starke visuelle Kontraste, indem ein ausgewogenes und harmonisches Gesamtbild erstellt wird.
Wer also Komplementärfarben richtig einsetzt, schafft nicht nur schöne Webdesigns, sondern verbessert auch die Benutzerfreundlichkeit – und letztlich die Konversionsrate.
Was sind Komplementärfarben? Geheime Superkraft Ihres Webdesigns
Beginnen wir mit der Bedeutung und dem Ursprung des Begriffs „Komplementärfarben“. „Komplementär“ stammt vom lateinischen Wort complementum, was „Ergänzung“ bedeutet. Die Komplementärfarben sind also ergänzende Farben, die sich gegenseitig verstärken.
Laut der Farbenlehre passen die Komplementärfarben so gut zusammen, da sie sich in ihrer Wirkung ergänzen und eine ausgewogene Farbkombination bilden. Wird ein solches Farbpaar im Webdesign eingesetzt, entsteht ein visueller Kontrast, der Aufmerksamkeit erregt.
So unterstützen die Komplementärfarben nicht nur die Wahrnehmung, sondern helfen, eine natürliche Balance zwischen Spannung und Harmonie auf Ihrer Website zu schaffen.
Was sind 3 Komplementärfarben-Paare im Webdesign?
Die Art und Weise, wie Farben erzeugt werden, variieren je nach Einsatzgebiet. Im Druckbereich verwendet man die subtraktive Farbmischung (CMYK-Modell), die mit den Farben Cyan, Magenta, Gelb (Yellow) und Schwarz (Key) zu tun hat. CMYK basiert auf dem Prinzip, dass Farbpigmente das Licht absorbieren: Was wir als Farbe wahrnehmen, ist der Teil des reflektierten Lichts.

Im Gegensatz zum CMYK-Modell, entstehen Farben im digitalen Raum durch die additive Mischung von Rot, Grün und Blau (RGB-Farbmodell). Je mehr dieser Lichtfarben kombiniert werden, desto heller wird das Ergebnis – bis hin zu Weiß, wenn alle drei vollständig leuchten.

Im Webdesign werden häufig RGB-Modell-basierte Komplementärfarben-Paare verwendet, um Kontraste zu setzen bzw. Akzente zu schaffen. Drei Beispiele für solche Paare, die sich direkt aus der Farbenlehre des RGB-Modells ableiten, sind:
- Rot und Cyan
- Grün und Magenta
- Blau und Gelb
Indem man diese Farben gezielt kombiniert, erhalten Websites eine lebendige Ausstrahlung und eine klarere visuelle Führung der Benutzer.
Farbkreise und -theorien hinter Komplementärfarben
Um stimmige Farbkombinationen zu finden, greifen viele Webdesigner zu den sogenannten Farbkreisen – einem klassischen Instrument der Farbenlehre. Besonders beliebt ist dabei der Farbkreis von Johannes Itten. Er basiert auf drei Grundfarben Gelb, Rot und Blau. Mischt man diese Primärfarben, entstehen die Sekundärfarben: Orange, Grün und Violett.
Was den Itten-Farbkreis so praktisch macht: Komplementärfarben sind hier leicht zu erkennen – sie stehen sich im Kreis direkt gegenüber. So lässt sich auf einen Blick sehen, welche Farbpaarungen besonders starke Kontraste erzeugen und sich gut zur Hervorhebung eignen. Klassische Komplementärpaare im Farbkreis von Itten sind:
- Gelb und Violett
- Blau und Orange
- Rot und Grün
Auf dem folgenden Bild ist dieser Zusammenhang anschaulich dargestellt.

Ein weiteres Modell, das besonders in der Druckindustrie Anwendung findet, wurde von Harald Küppers entwickelt. Es ergänzt den klassischen Farbkreis um Schwarz und Weiß und bezieht optische Eigenschaften des menschlichen Sehens mit ein. Zu den Komplementärpaaren gehören in diesem Farbkreis unter anderem Grün und Magenta sowie Cyan und Orange.

Ästhetik vs. Psychologie: Wie Komplementärfarben das Nutzerverhalten beeinflussen
Farben haben im Webdesign eine doppelte Wirkung: Sie gestalten das Erscheinungsbild einer Website und beeinflussen gleichzeitig, wie sich Besucher fühlen und verhalten. Vor allem ist die Wirkung der Komplementärfarben hier besonders stark: Diese Farben erzeugen einen Kontrast und ziehen automatisch die Aufmerksamkeit auf sich.
Diese Eigenschaft macht sie ideal für wichtige Bereiche, die mit der eigentlichen Handlung der Nutzer verbunden sind, z.B. Buttons mit den Call-to-Action-Elementen. Ein Button in einer auffälligen Komplementärfarbe hebt sich deutlich vom restlichen Webdesign ab und wirkt für Nutzer intuitiv als „klickwürdig“. Solche Farbakzente helfen, die Aufmerksamkeit zu lenken und gewünschte Aktionen zu fördern (ein Formular abzuschicken, einen Artikel in den Warenkorb zu legen usw.).
Ein Beispiel dafür ist die Website von Reybex, einem Anbieter für cloudbasierte ERP-Software. Dort trifft ein dunkles Blaugrün als Grundfarbe auf ein kräftiges Orange für Buttons und wichtige Elemente. Diese beiden Farben sorgen gemeinsam für einen klaren und modernen Look mit starker visueller Wirkung.

Bedeutung der Komplementärfarben für die Barrierefreiheit
Barrierefreie professionelle Websites sind heute nicht nur ein Trend, sondern eine gesetzlich vorgeschriebene Anforderung. Im Hinblick auf die Barrierefreiheit spielen die Komplementärfarben auch eine Rolle – sie machen die Web-Inhalte für Nutzer mit Sehbehinderungen bzw. Farbsehstörungen leichter zugänglich.
Webdesigner müssen hier jedoch vorsichtig sein: Der Einsatz von Komplementärfarben kann in Bezug auf die Barrierefreiheit eine echte Herausforderung darstellen. Gut gewählt, sorgen sie für klare Farbkontraste, verbessern die Lesbarkeit und helfen Nutzern, sich besser auf der Seite zurechtzufinden. Werden die Farben jedoch zu grell oder unruhig kombiniert, kann diese bunte Vielfalt schnell überladen wirken – vor allem für Menschen mit Farbsehstörungen.
Deshalb lohnt es sich, bei der Farbwahl mit Bedacht vorzugehen. Der Kontrast sollte den Anforderungen der Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) entsprechen – das ist nicht nur rechtlich relevant, sondern vor allem ein Schritt in Richtung mehr Inklusion.
Zusätzlich empfiehlt es sich, Farben unter verschiedenen Lichtverhältnissen und auf unterschiedlichen Geräten zu testen. Auch einfache A/B-Tests können aufzeigen, welche Farbkombinationen für welche Nutzergruppen am besten funktionieren.
Komplementärfarben richtig nutzen: Tipps für Ihr erfolgreiches Webdesign
Komplementärfarben sind also ein wirkungsvoller Hebel, um die Aufmerksamkeit der Nutzer zu gewinnen. Erfahren Sie folgend, wie Sie diesen spannenden Webdesign-Aspekt effektiv nutzen können.
Komplementärfarben strategisch einsetzen
Komplementärfarben entfalten ihre volle Wirkung, wenn sie sparsam und bewusst platziert werden. Verwenden Sie sie, um bestimmte Elemente auf Ihrer Website hervorzuheben – etwa Buttons, wichtige Icons oder auffällige Überschriften.
Ein perfektes Beispiel dafür ist die Website des weltbekannten Unternehmens Ahrefs. Dort wird ein ruhiges Blau als Hauptfarbe eingesetzt, während kräftiges Orange gezielt als Kontrast genutzt wird, um wichtige Elemente hervorzuheben.
Orangefarbene Schaltflächen auf einem blauen Hintergrund erzeugen einen spannenden Kontrast und ziehen sofort die Aufmerksamkeit der Nutzer auf sich. So führt man den Besucher durch die Seite und lenkt man seinen Blick auf besonders relevante Interaktionen.

Eine dominierende Farbe wählen
Komplementärfarben sollten niemals in gleichem Verhältnis verwendet werden, da dies das Webdesign schnell überladen kann. Setzen Sie stattdessen eine klare Hauptfarbe ein, die das Gesamtbild bestimmt, und nutzen Sie die Komplementärfarbe lediglich für bestimmte Akzente. Diese Strategie sorgt für ein harmonisches Webdesign, das nicht überfrachtet wirkt.
Ein praktischer Ansatz ist die sogenannte 60/30/10-Regel: Verwenden Sie 60 % der Hauptfarbe für den Hintergrund, 30 % einer ergänzenden Farbe für sekundäre Designelemente und 10 % der Komplementärfarbe für auffällige Highlights. So bleibt das Webdesign ausgewogen und gleichzeitig spannend.
Über die Lesbarkeit nicht vergessen
Obwohl Komplementärfarben hohen Kontrast bieten, kann ihre Anwendung im Text und Hintergrund problematisch sein, wenn die Farben zu intensiv sind. Kombinationen wie Rot auf Grün oder Blau auf Orange können das Auge anstrengen und die Lesbarkeit beeinträchtigen.
Für den Text sollten stattdessen neutrale Farben wie Schwarz, Weiß oder Grautöne verwendet werden. Die kräftigen Komplementärfarben eignen sich besser, um Akzente zu setzen, ohne die Lesbarkeit zu gefährden. Besonders auf kleineren Bildschirmen ist es wichtig, dass die Textpassagen klar und einfach lesbar bleiben.
Auf unserer Agenturwebsite alkima.de zeigen wir, wie man mit kräftigen Farben arbeitet, ohne dabei die Lesbarkeit zu verlieren. Die Hintergründe sind abwechslungsreich gestaltet – mal tiefschwarz im Header, mal fast weiß im Inhaltsbereich. Damit der Text trotzdem überall gut lesbar bleibt, verwenden wir neutrale Schriftfarben: Weiß auf dunklem Hintergrund und schwarz oder grau auf hellem.
So entsteht ein klarer visueller Kontrast, der auch auf kleinen Bildschirmen funktioniert, ohne die Augen zu überfordern. Kräftige Farben sorgen so für Stimmung und Aufmerksamkeit, ohne die Inhalte aus dem Blick zu verlieren.


Mit Abstufungen und Nuancen arbeiten
Anstelle von reinen Komplementärfarben können Sie auch auf sanftere Varianten zurückgreifen. Helle oder dunkle Schattierungen der Farben bieten eine subtilere Wirkung und bleiben dabei trotzdem kontrastreich. Diese Technik sorgt für einen angenehmeren visuellen Effekt, der nicht zu aufdringlich wirkt.
Ein Beispiel dafür ist die Website von Hotjar: Ein zurückhaltendes Orange und ein matter Blauton erzeugen eine ausgewogene und moderne Kombination der Farben.

Hell-Dunkel-Kontraste nutzen
Bei der Verwendung der Komplementärfarben kann es sinnvoll sein, eine Farbe heller und die andere dunkler zu gestalten. Diese Unterscheidung schafft zusätzliches visuelles Interesse und sorgt für eine klare Strukturierung der Seite.
Zum Beispiel: Verwenden Sie einen hellgrünen Hintergrund und machen Sie den zentralen Inhalt durch ein tiefes Rot deutlich. Der Hell-Dunkel-Kontrast sorgt so für die Klarheit und hebt die zentralen Aktionen hervor.
Komplementärfarben im Corporate Design anwenden
Komplementärfarben sind ein effektives Mittel, um die Markenidentität visuell zu stärken. Der hohe Kontrast hilft dabei, die Markenfarben hervorzuheben und die Wiedererkennbarkeit zu erhöhen.
Besonders in Logos bietet es sich an, eine Komplementärfarbe einzusetzen. So bleibt das Webdesign ganz professionell.
Beispiele für den Komplementärfarben-Einsatz: Aktuelle Webdesign-Trends
Viele führende Unternehmen (und zwar im E-Commerce) setzen die Technik der Komplementärfarben gezielt auf ihren Websites ein. Wir haben einige Beispiele für Sie zusammengestellt – lassen Sie sich gerne inspirieren.
Otto
Otto ist eines der größten E-Commerce-Unternehmen Europas. Der Onlineshop bietet eine riesige Auswahl an den Produkten in den Bereichen Mode, Elektronik, Möbel und Haushalt.
Im Webdesign seines Webshops setzt Otto auf ein Farbschema aus Hellblau und Rot. Hellblau sorgt für das Vertrauen und die beruhigende Atmosphäre, während Rot strategisch genutzt wird, um wichtige Call-to-Action-Elemente und Sonderaktionen hervorzuheben.
Durch eine solche Gestaltung der Farben schafft Otto ein ansprechendes und funktionales Einkaufserlebnis, das psychologisch die Aufmerksamkeit der Nutzer auf auffällige Elemente lenkt und somit die Kaufbereitschaft steigert.


Conrad Electronic
Conrad Electronic ist ein großes deutsches Unternehmen im Bereich Technik und Elektronik. Sein und zählt mit seinem Onlineshop zu den bekannten Online-Händlern in der DACH-Region.
Das Webdesign des Conrad Electronic-Onlineshops zeichnet sich durch die Verwendung der Komplementärfarben Blau und Gelb aus. Blau steht dabei für technische Kompetenz, Verlässlichkeit und Struktur – eine passende Wahl für den Technikhandel. Das ist außerdem eine gelungene Farbe für den Hintergrund – so entsteht eine ruhige und seriöse Atmosphäre.
Gelb wird als Akzentfarbe eingesetzt, z.B. bei Angebots-Bannern oder Aktions-Buttons. Diese auffällige Farbe lenkt den Blick auf wichtige Elemente und vereinfacht die Navigation im Sortiment.


Alnatura
Alnatura gehört zu den bekannten Bio-Marken im deutschsprachigen Raum. Auf seiner Website setzt das Unternehmen bewusst auf ein designtechnisches Konzept, das die Werte der Marke widerspiegelt.
Das dominierende Grün auf der Seite strahlt Naturverbundenheit, Frische und Authentizität aus und verstärkt das Vertrauen in die Qualität der Bio-Produkte. Als Komplementärkontrast wird ein dezentes Violett eingesetzt.
Das Zusammenspiel von Grün und Violett wirkt ausgewogen, ohne den Nutzer zu überfordern. Visuelle Akzente werden gezielt gesetzt, etwa bei Überschriften, Icons und anderen wichtigen Elementen der Website. Dadurch wird eine klare Struktur geschaffen, die den Besucher intuitiv durch die Inhalte führt und gleichzeitig eine ansprechende ästhetische Wirkung schafft.

Fazit
Komplementärfarben bieten Webdesignern ein mächtiges Werkzeug, um starke visuelle Kontraste zu schaffen und so die Nutzererfahrung zu optimieren.
Der durchdachte Einsatz von Komplementärfarben mag zwar nicht direkt Ihre Geschäftsziele erfüllen, aber er kann den Weg dorthin deutlich schneller und effektiver machen. Denn Farben haben einen starken Einfluss darauf, wie Nutzer Ihre Website wahrnehmen. Komplementärfarben sind also wie das gewisse Etwas, das einer Website den besonderen Flair verleiht und das Nutzerverhalten in die richtige Richtung lenkt.
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